Mirko Baselgia (*1982), durmeider, simgieder, muribund
Holz (Lärche), Kalksandstein, 2024
Der auf einem Kalksteinbett gebettete Baum verkörpert eine schlafende Person, ein schlafendes Wesen. Es träumt von all den Dingen, die es gesehen und erlebt hat, aber auch von den Einflüssen, die es umgeben.
Schlafen, träumen und sterben sind Übergangszustände und Schlüsselmomente im Bewusstsein. Die drei Zustände bieten entscheidende Möglichkeiten, das Bewusstsein selbst zu erforschen und zu transformieren und auch in Räume einzutauchen, die zwischen dem irdischen und dem geistigen Bereich liegen. Der Baum gilt als Symbol für diese Verbindung zwischen dem Menschlichen und dem Übernatürlichen.
Schlaf und Traum und dadurch die Nähe zum Tod finden sich im Werk noch auf anderer Ebene wieder; das Lärchenholz, das der Witterung ausgesetzt ist, wird sich mit der Zeit zersetzen und als Habitat für Organismen dienen. Die Skulptur durchläuft durch ihre Materialität ebenfalls unterschiedliche Stadien und bewegt sich auf natürliche Weise in einem Kreislauf.
Durmeider, simgieder, muribund möchte zwischen den Besucher:innen des Churer Sennhofs und der Sala eine poetische Brücke schlagen und die Welten von innen und aussen, von Alltag und Kunst verbinden.
Die Skulptur lässt aber auch Raum für Interpretation, Fragen und schliesslich Intervention mit der sie umgebenden Umwelt. Eine wichtige Verbindung zur Sala Capauliana, die als Begegnungsort für Mensch, Kunst und Kultur geschaffen wurde.
Mit dieser Dauerleihgabe schafft Mirko Baselgia für die Fundaziun Capauliana eine Skulptur, die sich formal und auch aufgrund ihrer Materialität vom Aussenbereich abhebt und ihn gleichzeitig durch ihre schlichte, zurückhaltende Präsenz ergänzt. Sie ermöglicht der Funadziun Capauliana den Gedanken des Stifter-Ehepaars Duri und Clara Capaul weiterzutragen und die Sammlung mit einer relevanten zeitgenössischen Position Graubündens zu ergänzen.
Texte: Noëmi Bechtiger, Juni 2024